Fluglotse wird angeklagt

Darf ein Fluglotse für einen Fehler bei der Arbeit bestraft werden – obwohl niemand zu Schaden kam? Über diese Frage muss das Zürcher Obergericht im Fall eines Lotsen (36) entscheiden.

Ein interessanter Artikel in 20Minuten. Eine sehr bedenkliche Entwicklung, dass man für einen Fehler bestraft werden kann, bei dem Niemand zu schaden gekommen ist. Fragt sich, ob da überhaupt noch jemand als Fluglotse, Buschauffeur oder Pilot arbeiten will.

 

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Ein Gedanke zu „Fluglotse wird angeklagt

  1. Im Strassenverkehr führen Verletzungen der Verkehrsregeln zu einer Busse oder in gröberen Fällen zu einer Anzeige, die zu grösseren Geldbussen oder gar Freiheitsstrafen führen können. Die höheren Strafen hängen meist mit dem Gefahrenpotenzial zusammen, welches von der Verletzung der Verkehrsregel ausgeht.
    Am Ende des Tages geht es um die Frage der Verhältnismässigkeit, resp. darum zu beurteilen, ob es sich um einen klaren Regelverstoss handelt, der im ungünstigen Fall Menschenleben etc. gefährdet und ob dies dem Handelnden bewusst war. Auch wenn keine Regeln verletzt werden, sind Fehler möglich. Im konkreten Fall nahm der Controller an, dass der zeitliche und somit räumliche Abstand zwischen den beiden sich kreuzenden Maschinen ausreicht. Diese Einschätzung setzt jedoch voraus, dass sich die beiden Crews so verhalten, wie es der Controller annimmt. Wenn dem nicht so ist, schmilzt der angenommene Sicherheitsabstand wie Schnee an der Sonne.
    Es bleibt also die Frage, ob es sich um ein reguläres Vorgehen gehandelt hat. Auch der immense Stress bei den vorliegenden An- und Abflugfrequenzen darf die Risikobereitschaft nicht über geltende Regeln hinaus bewegen. Anders gesagt: Ob eine Anweisung des Controllers zum sicheren Erfolg führt, darf nicht vom “Faktor Glück” abhängen.
    Auch dem besten und routiniertesten Controller kann ein Fehler unterlaufen. Wir dürfen nicht vergessen, dass uns eine Tatsache immer stärker beschäftigen wird: Die Technik wird immer perfekter, der Mensch jedoch verfügt als solcher immer über dieselben Möglichkeiten, dasselbe Potenzial. Vor 50 Jahren dominierte als Hauptgrund für viele Unfälle technisches Versagen. Heute dominiert aufgrund der technischen Entwicklung menschliches Versagen die Schlagzeilen. Damit müssen wir leben und es wird Berufsleute mit hoher Verantwortung zunehmend belasten.
    Dass nichts passiert ist, stellt keine Entlastung per se dar. Aber ebensowenig darf der Stab über einem Menschen gebrochen werden, weil er einmal bei zig tausenden von Entscheiden einen Fehler gemacht hat.

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